Marieluise Beck

ehem. Mitglied des Deutschen Bundestags

Diese Flüchtlingsschicksale schaffen große Nähe

Dritte "Insan"-Schau zeigt Berührungspunkte auf und gibt Anstöße

Aus dem Stadtteilkurier Huchting (WK)

von Ulrike Troue

KIRCHHUCHTING. Bewegung ist der zentrale Begriff für die dritte Ausstellung der Reihe "Insan...Mensch" unter dem Titel "Ankommen in Huchting - einst und jetzt", die am Montag im Roland-Center eröffnet worden ist. Die einjährige, durch WiN-Mittel geförderte Projektarbeit des Kulturladens unter Leitung von Vera Zimmermann und Claudius Joecke konzentriert sich auf Flüchtlinge und setzt Schicksale, die mit dem Zweiten Weltkrieg verbunden sind, sowie Flüchtlings- und Migrationsbiografien der jüngeren Vergangenheit in Beziehung. Denn es gibt viele Entsprechungen, die gegenübergestellt wurden.

Das Erinnern hat die zehn Projektteilnehmer in den vergangenen zwölf Monaten innerlich aufgewühlt. Ihre ausgestellten Bilder, Berichte und Installationen werden durch zahlreiche interaktive Dreh- und Schubelemente ergänzt. Und die persönliche Schicksaldokumentation - zumeist an dreiteiligen Paravents, die in Herkunft, Flucht und Ankommen gegliedert sind - scheint auch bei den Betrachtern innerlich etwas in Bewegung zu bringen. Die Exponate sprechen das Gefühl an und erzeugen so persönliche Nähe, teilweise Betroffenheit. Diese Visualisierung gab bereits bei der Eröffnung der Schau, die bis Sonnabend im Roland-Center gastiert, vielfach Anstoß für den Austausch über Flüchtlingsbewegung in der Familie oder im Umfeld.

"Ich finde es großartig und unheimlich mutig, dass Sie uns Ihr Schicksal zeigen, das aufwühlt", bekannte Bürgermeister Jens Böhrnsen sichtlich beeindruckt von der Präsentation. Vor allem die Zerrissenheit beim Ankommen in der neuen Heimat, wenn man die alte noch in sich trägt, ließe sich nachfühlen, urteilte Böhrnsen und bedankte sich für die spannende wie lehrreiche Auseinandersetzung mit Geschichte.

Ebenso wie er und die Projektteilnehmer hatte auch Bundestagsmitglied Marieluise Beck ein "Elfchen" verfasst, ein Elf-Worte-Gedicht, und auf dem Podium vorgetragen. Die vormalige Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration lobte den Kulturladen, der vormache, dass Migranten aus aller Welt mit Deutschen zusammenkommen können. "Das gibt Mut und Hoffnung", konstatierte Beck, die klarstellte, dass in Huchting Ängste nicht größer als in anderen Stadtteilen sein müssen. An die von Stelzen-Sippe und Duo Daf flankierte Führung Joeckes schloss sich eine Podiumsdebatte an.

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