Marieluise Beck

ehem. Mitglied des Deutschen Bundestags

"Monströses Monument" steht zum Verkauf

Bislang keine Interessenten für U-Boot-Bunker / Jens Böhrnsen fordert verantwortungsvolle Haltung vom Bund

Artikel von Michael Brand aus dem Weser-Kurier vom 25.02.08

BREMEN-FARGE. Die Bundeswehr will sich vom ehemaligen U-Boot-Bunker "Valentin" trennen. Das Nazi-Bauwerk, offiziell Teil der Materialdepots Wilhelmshaven, wird auf einer Internetseite zum Verkauf angeboten. Dies aber, warnt Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD), könnte die Bemühungen aushebeln, dort eine Gedenkstätte zu entwickeln. Die Stadt sieht sich aufgrund der Kosten nicht in der Lage, den Bunker zu übernehmen.

2010 will die Marine "Valentin" geräumt haben. Die Absicht steht seit 2004 fest, als das Standortkonzept des Bundes vorgelegt wurde. Allerdings findet sich im aktuellen Internet-Angebot nicht ein einziger Hinweis darauf, welche Vergangenheit und welche Bedeutung das Objekt hat.

Böhrnsen hat deshalb ernsthafte Bedenken: "Dieses monströse Monument kann man nicht wie eine beliebige Immobilie auf eine Verkaufsliste setzten. Der Bund hat offenbar keine Vorstellung, wie er seine Rolle dabei wahrnehmen will, hier eine Stätte des Gedenkens einzurichten."

Ein Verkauf von Teilen des Bunkers sei zwar prinzipiell denkbar, zunächst müsse aber gewartet werden, bis die Gedenkstättenkonzeption vorliege. Böhrnsen erklärt, Bremen wolle auf alle Fälle seinen Beitrag dazu leisten "den Bunker als Ort des Gedenkens für nachfolgende Generationen zu erhalten". Der Bund müsse jedoch zu seiner Verantwortung stehen.

Der Bunker "Valentin" war von den Nationalsozialisten bis wenige Tage vor Kriegsende gebaut worden. Hier sollten U-Boote in Reihe produziert werden. Auf der Baustelle arbeiteten täglich zwischen 10000 und 12000 Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge. Wie viele von ihnen in Farge und den umliegenden Lagern gestorben sind, lässt sich bis heute nicht genau klären. In der Ausstellung "Denkort Bunker Valentin" der Landeszentrale für Politische Bildung wird der Bunker als Menschenfresser bezeichnet.

Der vordere Bereich des Bunkers, der als Materialdepot genutzt wird, ist noch vollständig in Betrieb. Die genannte Ausstellung, die im vergangenen Jahr im Rathaus gezeigt wurde, befindet sich heute an der Grenze zum alten Teil des Bunkers, den die Bundeswehr vor einiger Zeit aus Sicherheitsgründen gesperrt hat.

Marieluise Beck, Bundestagsabgeordnete der Grünen, hatte den anstehenden Verkauf des Bunkers vor wenigen Wochen in einer Anfrage an das Bundesfinanzministerium aufgegriffen. Aus der inzwischen vorliegenden Antwort von Staatssekretär Karl Diller wird deutlich, dass bislang keine Interessenten für den U-Boot-Bunker an den Bund herangetreten sind. Außerdem will der Bund die Gedenkstätte offenbar nicht selbst tragen: Bremen soll "konkrete Nutzungsvorstellungen" entwickeln, dann könne auch ein Antrag auf Projektförderung gestellt werden.

Für Herbert Wulfekuhl, Leiter der Landeszentrale für Politische Bildung, lassen die Beobachtungen der zurückliegenden Monate nur einen Schluss zu: "Der Bund will sich aus der Verantwortung schleichen." Weder das Verteidigungsministerium, das Finanzministerium, noch der Kulturstaatsminister wollten die Immobilie übernehmen. "Niemand will die hohen Kosten tragen."

Als Kosten für den jährlichen Betrieb und die Unterhaltung werden rund 700000 Euro als Marke gehandelt. Das demonstrative Desinteresse ist Wulfekuhls Ansicht nach vor allem deshalb widersprüchlich, weil der Bund mit der Unterstützung der Denkort-Ausstellung den Bunker "Valentin" praktisch schon als nationale Gedenkstätte anerkannt habe.

Internet www.bunkervalentin.de

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