Marieluise Beck

ehem. Mitglied des Deutschen Bundestags

Aus dem heutigen Weser-Kurier: Weltklasse-Pianist gibt Benefizkonzert

Der Bremer Rathschor begreift Musik auch als Beitrag zur Völkerverständigung. So gab er 2009 in Danzig ein Konzert zu „20 Jahren Demokratie“ und sang 2014 in Bosnien zum Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkrieges. 2016 soll nun eine Konzertreise nach Odessa folgen. Zunächst einmal aber spielt der ukrainische Pianist Alexey Botvinov am Sonntag, 28. Juni, um 18 Uhr im Kleinen Saal der Glocke zugunsten des Vereins „Brücke der Hoffnung“. Sigrid Schuer hat mit Michael Werbeck vom Vorstand des Chores über die Ukraine-Pläne gesprochen.

Herr Werbeck, wie ist der Kontakt zu Alexey Botvinov zustande gekommen?

Michael Werbeck: Über Marieluise Beck, die ja mit unserem Chormitglied Andrea Frohmader im Bosnien-Krieg den Verein „Brücke der Hoffnung“ gegründet hat. Ob nun in Danzig, Prag, Lidice, Riga, Sarajewo oder Mostar, stets haben wir auf unseren Konzertreisen intensive Kontakte zu den Menschen vor Ort geknüpft und einen kulturellen Austausch gepflegt. Und das möchten wir auch in der großen Kulturstadt Odessa. Alexey Botvinov ist Teil der ukrainischen Intelligenzija und ein Weltklasse-Pianist, der nicht nur zu den international führenden Rachmaninow-Interpreten zählt, sondern darüber hinaus den ganzen Facettenreichtum seines Instrumentes und der klassischen Musik, auch in Crossover- und Multimedia-Projekten ausschöpft. Marieluise Beck hat darauf hingewiesen, dass er sich in die lange Reihe weltberühmter jüdisch-odessitischer Literaten und Musiker einreiht: Emils Gilels, Swjatoslaw Richter und David Oistrach.

Wird es an diesem Abend auch Informationen über die aktuelle Lage in der Ukraine geben?

Ja, Professor Wolfgang Eichwede und Marieluise Beck werden als Kenner der Lage einen Einblick in die aktuelle, kulturelle und politische Situation in der Ukraine geben.

Wir haben eben von der Arbeit des Vereins „Brücke der Hoffnung“ und von den Konzerten, die der Bremer Rathschor in Sarajewo und Mostar gegeben hat, gesprochen. Wie sieht die Lage dort momentan aus?

Die Lage ist immer noch kribbelig und von Hoffnungslosigkeit geprägt. Die politische Situation ist total verfahren. Und Mostar ist nach wie vor eine geteilte Stadt, die je zur Hälfte von Katholiken und Moslems bewohnt wird. Wir haben bei unserem Gastspiel dort immer noch total zerschossene Häuser gesehen. Trotz des sonnenwarmen Herbstes hat uns die bedrückende Armut und die immer noch spürbare Kälte des Krieges förmlich angefahren. Umso wichtiger ist die humanitäre Hilfe des Vereins „Brücke der Hoffnung“, auch wenn es schwierig ist zu helfen, wenn politischer Stillstand herrscht. 

Welche Werke wird Alexey Botvinov in seinem Benefizkonzert interpretieren?

Er wird das Programm spielen, das er bereits im Januar in der Tonhalle Zürich interpretiert hat: Acht Klavierstücke von Johannes Brahms und die Chaconne d-Moll von Johann Sebastian Bach in der Bearbeitung von Ferruccio Busoni. Alexey Botvinov wird uns aber auch Werke ukrainischer Komponisten vorstellen. Er wird „Der Bote und Nostalghia“ von Valentin Silvestrov, die „Seven Landscapes“ und „Immersion – Meditation for Piano“ von Jan Freidlin sowie das „Ave Maria und Nachtgebet“ von Alemdar Karamanov spielen. Außerdem wird er an einer Probe des Bremer Raths-chores teilnehmen und mit unserem Chorleiter Jan Hübner über ein mögliches Konzertprogramm in Kooperation mit dem Kammerorchester der Philharmonie der Region Odessa sprechen. 

Benefizkonzert von Alexey Botvinov zugunsten des Vereins „Brücke der Hoffnung“ am Sonntag, 28. Juni um 18 Uhr im Kleinen Saal der Glocke. Karten für 20 Euro gibt es im Pressehaus Martinistraße und unter 36 36 36 bei Nordwestticket. 

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