Marieluise Beck

ehem. Mitglied des Deutschen Bundestags

23. August 1939 - Verbrechen des Hitler-Stalin-Pakts: Verantwortung heute für Sicherheit in Osteuropa

Zur Unterzeichnung des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts vor 77 Jahren am 23. August 1939:

Aus dem Verbrechen des Hitler-Stalin-Pakts erwächst heute eine besondere Verantwortung Deutschlands gegenüber seinen östlichen Nachbarn. Mit dem geheimen Zusatzprotokoll zum Pakt hatten Hitler und Stalin Mittel- und Osteuropa unter sich aufgeteilt und die Menschen dort dem braunen und dem roten Terror ausgeliefert. Das schändliche Abkommen und seine Folgen haben sich tief im historischen Gedächtnis unserer östlichen Nachbarn eingeprägt und begründen ihre verständlichen Vorbehalte gegen eine Achse Berlin-Moskau. Deutschland erwächst aus den Verbrechen des Zweiten Weltkriegs nicht nur eine historische Verantwortung gegenüber den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. In gleicher Weise muss Deutschland seine Verantwortung gegenüber den östlichen Nachbarn wahrnehmen und jegliche Schritte vermeiden, die den Anschein erwecken, Berlin und Moskau könnten sich erneut über ihre Köpfe hinweg und zu ihren Lasten einigen. Angesichts der Annexion der Krim und der russischen Aggression in der Ostukraine muss Deutschland die Sicherheitsbedenken im Baltikum und Polen ernst nehmen und den Ländern Beistand leisten.

Neun Tage nach Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Pakts überfiel die Wehrmacht Polen. Am 17. September 1939 besetzte die Rote Armee Ostpolen. Am 22. September 1939 hielten Wehrmacht und Rote Armee eine gemeinsame Militärparade in Brest-Litowsk ab. In der NS-Ideologie wurden Polinnen und Polen als „slawische Untermenschen“ entwertet und deutsche Soldaten entsprechend indoktriniert. SS und Wehrmacht verübten in Polen Massaker und Kriegsverbrechen und ermordeten etwa 60.000 polnische Staatsbürgerinnen und -bürger. Jüdinnen und Juden wurden ermordet, interniert oder in die sowjetisch besetzten Gebiete vertrieben, wo sie häufig ebenfalls Verfolgung ausgesetzt waren. Stalin ließ in Katyn durch den NKDW etwa 4.400 polnische Offiziere ermorden. Diese Tat gehörte zu einer Reihe von Massenmorden an bis zu 25.000 Angehörigen der polnischen Eliten.

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