Marieluise Beck

ehem. Mitglied des Deutschen Bundestags

Karadzics Festnahme ebnet Weg für EU-Intergration Serbiens und für Aussöhnung

Zur Festnahme von Radovan Karadzic erklären Marieluise Beck MdB und Jürgen Trittin MdB:

Die Festnahme von Radovan Karadzic in Belgrad 13 Jahre nach dem Ende des Bosnienkrieges ist eine gute Nachricht für den schwierigen Aussöhnungsprozess auf dem Balkan. Wir erwarten, dass der ehemalige Führer der serbisch-bosnischen Extremisten zügig an den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag überstellt wird. Der Prozess gegen Karadzic wird das Gefühl widerlegen, dass man die Kleinen verfolgt und die Großen laufen lässt.

Dem Präsidenten der serbischen Republik Tadic gebührt Respekt, dass er diese Festnahme gewagt hat. Sein Vorgänger Djindjic hat seine Haltung gegen nationalen Extremismus und die Auslieferung von Milosevic mit seinem Leben bezahlt.

13 Jahre nach dem Ende des Krieges, in dem die internationale Gemeinschaft bis zum Massaker von Srebrenica abwartete, bis sie endlich entschieden eingriff, sind zu lange für alle jene, die auf Recht und Gerechtigkeit warten. Das Recht bringt die Toten nicht zurück. Aber es hilft, Schmerz und Verzweiflung zu bewältigen.

Für die Mütter von Srebrenica, für viele andere, die vertrieben worden sind oder ihre Lieben verloren haben, für die Frauen, die Opfer von Misshandlungen und Übergriffen geworden sind, wird es heilsam sein, dass ein Radovan Karadzic sich vor einem Gericht verantworten muss. Dabei mag es durchaus sein, dass Radovan Karadzic von „Geschäften“ während dieses Krieges berichten wird, die auch dem Westen und der internationalen Gesellschaft nicht angenehm sind.

Es ist zu hoffen und zu fordern, dass nun auch Ex-General Ratko Mladic, von dem bekannt ist, dass er als Diabetiker ständige medizinische Betreuung braucht  und der deswegen nicht unerkannt untertauchen kann, Radovan Karadzic bald folgt. Bei keinem ist die Beweislage klarer als bei dem Schlächter von Srebrenica.

Wir fordern die Bundesregierung und die Europäische Union auf, die europafreundlichen Kräfte in Serbien wie im ganzen ehemaligen Jugoslawien durch erleichterte Einreisemöglichkeiten und eine Beschleunigung des Annäherungsprozesses an die Europäische Union zu unterstützen.

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