Petra-Kelly-Preisträger Jurij Schmidt ist am 12. Januar 2013 nach langer, schwerer Krankheit in seiner Heimatstadt St. Petersburg im Alter von 75 Jahren gestorben. Bis zu seinem Tod setzte er sich für Rechtsstaatlichkeit und eine unabhängige Justiz ein. Er galt als einer der renommiertesten Menschenrechtsaktivisten Russlands.
Jurij Schmidt wurde im Jahr des Großen Terrors 1937 geboren. Mitte der 1950er Jahre erst lernte er seinen Vater kennen, der 26 Jahre im Gulag überlebt hatte. Seit 1960er Jahren arbeitete er als Strafverteidiger und unterhielt enge Kontakte zu Dissidentenkreisen. 1990 gründete Juri Schmidt das „Russische Anwaltskomitee zur Verteidigung der Menschenrechte“ und konzentrierte sich auf Prozesse mit politischem Hintergrund. Zu seinen prominentesten Fällen gehört die Verteidigung des Umweltaktivisten Alexander Nikitin. Der ehemalige Sicherheitskontrolleur der Atom-U-Boot-Flotte war wegen Spionage angeklagt worden, weil er für die norwegische Umweltorganisation Bellona einen Bericht über Umweltgefährdungen durch abgewrackte Schiffsreaktoren erstellt hatte. Jurij Schmidt erreichte einen Freispruch.
Als seinen wichtigsten Fall bezeichnete Jurij Schmidt die Verteidigung von Michail Chodorkowskij der seit inzwischen fast zehn Jahren inhaftiert ist. Er übernahm den Fall, weil er überzeugt war, dass die Anklage auf politischen Motiven fußt. Doch Michail Chodorkowskij wurde zu sieben Jahren Lagerhaft verurteilt. Obwohl schon erkrankt, besuchte Jurij Schmidt Chodorkowskij im Lager, siebentausend Kilometer von St. Petersburg entfernt in Sibirien. Er verteidigte ihn auch im zweiten Prozess, in dem seiner Überzeugung nach Chodorkowskij zum zweiten Mal für die gleiche von den Behörden konstruierte Tat verurteilt wurde.
Für seinen Einsatz für die Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit erhielt Jurij Schmidt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. 2012 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. 2006 ehrte ihn die Heinrich-Böll-Stiftung mit dem Petra-Kelly-Preis.