Zum morgigen Treffen des deutschen Außenministers mit seinen Amtskollegen Österreichs und der Länder des Westbalkans erklärt Marieluise Beck:
Wer in historischen Linien denkt, dem sollte klar sein, dass europäische Krisen oft genug auf dem Balkan begonnen haben. Die gestrige Ermordung eines bosniakischen Kandidaten durch Extremisten in Nord-Mitrovica zeigt, dass der Westbalkan nicht befriedet ist. Ein Präsident Dodik der bosnischen Teilrepublik Srpska, der nicht müde wird, von der Sezession des Teilstaates zu sprechen, Spannungen zwischen albanischer und slawischer Bevölkerung in Mazedonien und eine fragile europäisch gesonnene Mehrheit in Serbien machen deutlich, dass auf dem Westbalkan viel zu tun ist.
Hier könnte eine entschiedene und nachhaltige deutsche Außenpolitik gemeinsam mit Großbritannien, den USA und der Türkei ein politisches Vakuum füllen, dass derzeit besteht. Die Einladung des deutschen Außenministers an die sieben Außenminister des Westbalkans kann nur dann Nachwirkungen haben, wenn dem Außenminister gleichzeitig bewusst ist, dass einmalige Treffen bei der Tiefe der Friktionen auf dem Balkan nicht ausreichend sind. Eine dauerhafte Pendeldiplomatie des Außenministers für den Westbalkan ist notwendig.