Noch ist der Mord an der mutigen Journalistin Anna Politkowskaja nicht aufgeklärt. Der Hauptverdächtige ist angeblich bekannt, jedoch weiterhin auf freiem Fuß. Auch wenn es voraussichtlich bald zum Prozess gegen einige Angeklagte kommt, steht zu befürchten, dass die Drahtzieher ungeschoren davon kommen. Derweil verschlechtert sich die Lage der Medien in Russland.
Vor zwei Jahren, am 07. Oktober 2006, verlor die russische Medienlandschaft eine ihrer mutigsten und aufrechtesten Vertreterinnen: die Journalistin Anna Politkowskaja wurde im Aufzug ihres Wohnhauses erschossen. Der Mord löste vor allem im Westen große Betroffenheit aus. Politkowskaja war durch deutliche Kritik an der russischen Regierung und vor allem am Tschetschenien-Krieg bekannt geworden, so mit dem Buch: "Tschetschenien - die Wahrheit über den Krieg". Für ihre Recherchen wurde sie mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Ihr Name steht exemplarisch für mutigen Journalismus, der dem Trend der Einschüchterung und Selbstzensur, der die russische Medienlandschaft zunehmend charakterisiert, etwas entgegensetzte.
Ihr Tod und die noch nicht erfolgte Aufklärung zeigen die Risiken eines kritischen Journalismus sowie das Fehlen einer effektiven Strafverfolgung und unabhängigen Justiz in Russland. Die meisten der an Journalisten begangenen Morde sind bislang unaufgeklärt. Vor kurzem traf es im nordkaukasischen Inguschetien den Betreiber einer oppositionellen Website, Magomed Jewlojew. Er wurde von der Polizei festgenommen und erlag wenig später schweren Verletzungen. Offiziell wird von einem Unfall gesprochen - eine Version, die wenig glaubhaft ist.
Wie sehr vor allem die elektronischen Medien staatlicher Kontrolle unterliegen, hat zuletzt die einseitige Berichterstattung über den Kaukasus-Krieg gezeigt. So wird die öffentliche Meinung in Russland im Sinne der Staatsmacht geprägt, und der Spielraum für kritische Stimmen wie es die Politkowskajas war, immer kleiner. Umso mehr gilt es, ihr Andenken zu bewahren und die Forderung nach Meinungs- und Pressefreiheit in Russland aufrechtzuerhalten.