Zu den Wahlen in Bosnien und Herzegowina am 1. Oktober 2006 erklärt Marieluise Beck, Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und OSZE Wahlbeobachterin:
Leichte Schwächung der Nationalisten Europaorientiertes und demokratisches Signal aus Bosnien-Herzegowina ernst nehmen
Trotz nationalistischer Parolen im Wahlkampf und starker Mehrheiten im Parlament ist es bei den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Bosnien und Herzegowina zu Ausdifferenzierungen in der nationalistischen Parteienlandschaft gekommen. Die Wahlen in Bosnien und Herzegowina waren demokratisch und fair, soweit dies in einem Land mit derart starken ethnischen Zuordnungen möglich ist. Denn in Bosnien kann nur das passive Wahlrecht in Anspruch nehmen, wer sich deutlich ethnisch zuordnet.
Im Wahlkampf mit starken nationalistischen Tönen angetreten, gelang es dem serbischen Sozialdemokraten Dodik in der Republik Srpska die absolute Mehrheit der Stimmen zu gewinnen. Silajdzic, Vertreter der Bosniaken zog mit 62% der Stimmen in das zu wählende dreiköpfige Staatspräsidium ein. Auch er war im Wahlkampf mit nationalistischen Tönen auf Stimmenfang gegangen. Umso erstaunlicher, dass das Staatspräsidium nun unter anderem von einem ausgewiesenen Nichtnationalisten, dem kroatisch-bosnischen Sozialdemokraten Komsic, geführt werden wird. Dies ist ein gutes, weil demokratisches Signal.
Noch sind nicht alle Wahlkreise ausgezählt. Aber die Ausdifferenzierung, weg von den Nationalisten, hin zu gemäßigten Kräften ist ein zartes Signal in die richtige Richtung: Hin zu einem europäischen und starken, souveränen Bosnien und Herzegowina. Es ist zu hoffen, dass sich der Pragmatismus durchsetzt und die nationalistischen Kontrahenten Dodik und Silajdzic zu kompromissbereiten Vertretern ihrer Entitäten werden. Die Internationale Gemeinschaft und die Europäische Union müssen diesen Prozess mit aller Kraft unterstützen.