Zur letztinstanzlichen Ablehnung einer Rehabilitierung der Opfer des sowjetischen Massakers in Katyn durch ein Gericht in Moskau erklärt Marieluise Beck:
Der russische Staat versucht sich der Verantwortung seiner Rechtsvorgängerin zu entziehen. Das Moskauer Urteil ist ein direktes Produkt russischer Geschichtspolitik. Das Bild des heldenhaften, fehlerlosen Sieges im "Großen Vaterländischen Krieges" ist Leitbild der Entscheidung der russischen Militärjustiz, eine Rehabilitierung der Opfer des Verbrechens von Katyn zu verweigern. Aber nicht etwa deutsche, sondern polnische Offiziere waren diese Opfer. Nicht die Nazi-Aggressoren, sondern die Opfer sowjetischer Aggression wurden in Katyn systematisch ermordet.
Es ist nicht möglich, mit einer Gerichtsentscheidung einen Schlussstrich unter die Verbrechen der Vergangenheit zu ziehen. Wer sich mit Lügen seine Geschichte zusammenschreibt, wer mit Ignoranz seine nationale Würde zu erhalten versucht, wird scheitern. Das wissen wir in Deutschland sehr gut, daraus müssen auch wir lernen und tun es noch. Die historische Wahrheit lässt sich nicht durch politische Urteile besiegen.